Therapieoptionen

Die medikamentöse Therapie kann folgende Arzneimittelgruppen/Wirkstoffe umfassen, die den LDL-Cholesterin-Wert („schlechtes Cholesterin“) senken sollen:


Statine

Statine können LDL-Cholesterin je nach Medikament und Dosis um ca. 30-50 Prozent senken, da sie die Cholesterinproduktion in den Zellen vermindern. Um ausbalancierte Cholesterinkonzentrationen zu erreichen, erhöhen die Zellen die Zahl ihrer LDL-Rezeptoren. Auf diese Weise kann LDL-Cholesterin vermehrt aus dem Blut aufgenommen werden und der LDL-Cholesterinspiegel sinkt.  

In Studien wurde der Behandlungsnutzen von Statinen sehr deutlich gezeigt, da sie messbar das Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. Bekannte Nebenwirkungen von Statinen sind Muskelprobleme wie Schmerzen oder seltener im Labor nachweisbare Schädigungen von Muskelfasern. Ebenso können unter einer Statintherapie die Leberenzyme erhöht sein.


Austauschharze

Austauschharze binden Cholesterin und aus Cholesterin gebildete Gallensäuren im Darm, wodurch eine Resorption von Cholesterin aus dem Darm in die Leber verhindert wird. An die Harze gebunden, werden Gallensäuren mit dem Stuhl aus dem Körper ausgeschieden. Um die verlorenen Gallensäuren zu ersetzen, erhöht die Leber die Aufnahme von LDL-Cholesterin aus dem Blut, um neue Gallensäuren zu produzieren.

Durch Harze kann LDL-Cholesterin um 15-20 Prozent gesenkt werden, sie ergänzen daher ideal die Wirkung der Statine. Moderne Gallensäurebinder können in Tabletten- oder Pulverform eingenommen werden. Häufigste Nebenwirkung sind Blähungen.


Cholesterin-Resorptionshemmer

Cholesterin-Resoprtionshemmer verhindern die Aufnahme von Cholesterin aus dem Darm – diese betrifft sowohl Nahrungscholesterin als auch Cholesterin, das von der Leber abgegeben wird. Diese Medikamentengruppe senkt das Cholesterin um ca. 20 Prozent und ist aufgrund der guten Verträglichkeit der häufigste Kombinationspartner der Statine – entweder, um Nebenwirkungen zu reduzieren oder um ein bestimmtes Therapieziel zu erreichen.


Natürliche Cholesterinsenker

Natürliche Cholesterinsenker sind unter anderem pflanzliche Sterole, die z.B. in Margarine vorkommen. Pflanzliche Sterole verhindern ebenfalls die Resorption von Cholesterin aus dem Darm und können den Cholesterinspiegel um 10 Prozent senken, sofern eine ausreichende Menge eingenommen wird. Ein weiterer natürlicher Cholesterinsenker ist Roter Reis, der auch in Tablettenform eingenommen werden kann. Er wirkt im Prinzip wie ein Statin, senkt der LDL-Cholesterin aber meist nicht ausreichend.


Fibrate

Fibrate steigern den Abbau von Fettsäuren innerhalb der Zellen. Sie senken Cholesterin aber verhältnismäßig wenig und werden vor allem eingesetzt, wenn die Triglyzeride erhöht sind. Zu den Nebenwirkungen gehören in erster Linie Muskelbeschwerden, vor allem in Kombination mit Statinen.


PCSK9-Hemmer

PCSK9-Hemmer sind Arzneistoffe, die in der Therapie erhöhter Cholesterinwerte Anwendung finden, wenn andere lipidsenkende Therapien nicht ausreichend wirksam oder nicht möglich sind. Bei den für die Therapie verfügbaren PCSK9-Hemmern handelt es sich um monoklonale Antikörper, die subkutan injiziert werden. PCSK9-Hemmer sind Hemmstoffe (Inhibitoren) der Proproteinkonvertase PCSK9. Durch PCSK9 wird die Anzahl von LDL-Rezeptoren an der Zellmembran der Leberzellen vermindert. PCSK9-Hemmer binden an die zirkulierenden PCSK9 und verhindern deren Bindung an die LDL-Rezeptoren; die Zahl der LDL-Rezeptoren an der Zellmembran wird dadurch erhöht. Entsprechend wird der Abbau von LDL-Cholesterin über diese Rezeptoren gesteigert. Als resultierende Arzneimittelwirkung wird damit durch PCSK9-Hemmer eine erhebliche Senkung des LDL-Cholesterinspiegels im Blut erreicht.


Lomitapid

Lomitapid ist ein neuer Wirkstoff, der zur Therapie von erwachsenen Patienten mit homozygoter familiärer Hypercholesterinämie (HoFH) zugelassen ist. Es ist ein selektiver Inhibitor des mikrosomalenTriglycerid-Transfer-Proteins (MTP), eines intrazellulären Lipid-Transfer-Proteins, das für den Transport und den Einbau von Lipidmolekülen in Plasmalipoproteine verantwortlich ist. Lomitapid führt in Kombination mit anderen Therapien zur zusätzlichen Senkung des bei dieser Krankheit stark erhöhten LDL-Cholesterinspiegels. Lomitapid steht in Kapselform zur Verfügung und sollte 1 x täglich auf nüchternen Magen mindestens 2 Stunden nach dem Abendessen eingenommen werden. Während der Behandlung müssen fettlösliche Vitamine und Fettsäuren substituiert werden. Da der Wirkstoff auch die Fettresorption aus dem Darm hemmt, ist es besonders wichtig, dass unter Lomitapid-Therapie eine fettreduzierte Ernährung eingehalten wird, um das Auftreten von Verdauungsstörungen zu vermeiden. In der Zulassungsstudie wurde Lomitapid zusätzlich zur Standard-Lipidtherapie eingesetzt, wobei eine anhaltende bis zu 50%ige Reduktion des LDL-Cholesterinspiegels innerhalb von wenigen Monaten gezeigt werden konnte. Eine Behandlung mit Lomitapid sollte ausschließlich unter Begleitung eines Lipidexperten durchgeführt werden.


Apherese

Eine weitere, wenn auch invasive Methode, LDL-Cholesterin zu senken, ist die Lipid-Apherese. Oftmals kommt bei homozygoten FH-Patienten oder schweren heterozygoten Formen von FH, bei denen eine ausreichende Senkung des LDL-Cholesterins mittels Statinen und/oder weiteren Medikamenten nicht erreicht wird, dieses Verfahren zum Einsatz.  

Die LDL-Apherese ist ein Blutreinigungsverfahren, mit dem aus dem Blut bestimmte Blutfette, insbesondere das gefährliche LDL-Cholesterin sowie Lipoprotein (a) effektiv gesenkt werden können. Dieses Verfahren erfolgt extrakorporal, d.h. außerhalb des Körpers. Mit Hilfe verschiedener technischer Trennprinzipien wird das LDL-Cholesterin und auch das Lp(a) aus dem Blut entfernt. Das vom LDL-Cholesterin bzw. Lp(a) befreite Blut wird danach direkt wieder in den Körper zurückgeführt.

8 Apherese-Zentren in Österreich:

  • Kärnten: Ambulatorium Dr. Ferlitsch, Spittal/Drau (Dr. A. Ferlitsch) 
  • Oberösterreich: LKH der Barmherzigen Brüder, Linz (Prim. Univ.-Prof. Dr. M. Clodi), KH der Elisabethinen, Linz (Prim. Univ.-Prof. Dr. D. Cejka)
  • Salzburg: Univ. Klinik für Innere Medizin Salzburg (Univ.-Doz. Dr. B. Paulweber)
  • Tirol: Univ. Klinik für Nephrologie (Univ.- Prof. Dr. Gert Mayer)
  • Vorarlberg: LKH Feldkirch (Prim. Univ.-Prof. DDr. H. Drexel)
  • Wien: Abteilung für Nephrologie und Dialyse, Univ. Klinik für Innere Medizin III, MUW, AKH (Univ.-Prof. Dr. Rainer Oberbauer, PhD)
  • Institut ATHOS (Univ.-Prof. Dr. Kurt Derfler)

FH Therapie